Anbauregion Rheinhessen
Rheinhessen - Land der tausend Hügel und Land der Bioweine
Rheinhessen ist das größte deutsche Weinbaugebiet (ca. 26.000 ha Rebfläche) und zeigt in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung, hin zum oberen Qualitätsbereich. Auch der Biowein hat in Rheinhessen sehr hohe Bedeutung erlangt. Eine ganze Reihe von Spitzenwinzern mit Bioweinerzeugung stammen aus Rheinhessen, wie z.B. Wittmann, Battenfeld-Spanier oder Kühling-Gillot.
Aus Rheinhessen stammt etwa ein Viertel der gesamten deutschen Weinproduktion. Größe bedeutet in diesem Fall auch Vielfalt. Vielfalt der Böden, der Rebsorten und der klimatischen Bedingungen. Es gibt für den Weingenießer also viel zu entdecken in Rheinhessen.
Das Anbaugebiet war früher besonders berühmt für seine feinfruchtigen Rieslingweine, die weltweit zu Spitzenpreisen gehandelt wurden. Der Hype, der heutzutage um exzellente Bordeauxweine gemacht wird, wurde von diesen Rieslingen teilweise noch in den Schatten gestellt. Rheinrieslinge wurden vom englischen Königshaus und vielen Prominenten seiner Zeit getrunken. Ein Vertreter dieser Weine war die Liebfrauenmilch aus der Lage am Wormser Liebfrauenstift. Damals ein echter Kultwein und Exportschlager, wie man heute sagen würde. Dann wurden in den 60er bis 80er Jahren des 20. Jahrhunderts (nicht nur in diesem Gebiet) zu Gunsten des kurzfristigen Profits alle Regeln eines nachhaltigen Wirtschaftens und Handelns außer Acht gelassen und unter der Bezeichnung Liebfrauenmilch Weine exportiert, die den Weinkenner erschütterten. Der einst exzellente Ruf der Region und des gesamten deutschen Weines wurde innerhalb kurzer Zeit ruiniert. So veränderte sich auch der Ruf der Liebfrauenmilch von „Kult“ zu „cheap and sweet“.
Seitdem hat sich jedoch viel getan. Und heute ist es zum Glück wieder so weit, dass einige der besten Winzer und Weine Deutschlands aus Rheinhessen kommen. Darunter sind auch eine ganze Reihe von Biowinzern mit ihren Weinen. Doch dazu später mehr.
Rheinhessen, das ist ein hügeliges, größtenteils waldfreies Gebiet in dem Dreieck zwischen Worms, Mainz und Bingen. Im Norden und Osten durch den Rheinbogen umschlossen, im Westen und Süden eingerahmt von Hunsrück, Taunus, Odenwald und Nordpfälzer Bergland wird ein Becken gebildet, das Bestandteil des Oberrheinischen Tieflandes ist. Das Bergland im Westen bewirkt einen Regenschatten der in Kombination mit den rheinisch warmen Temperaturen zu einem idealen Weinbauklima führt. Warm und trocken sind die Schlagwörter und das in Kombination mit guten Böden.
Ein großer Teil Rheinhessens ist durch mächtige, fruchtbare Lößböden bedeckt, die viel Wasser und Nährstoffe speichern können. Die Höhenzüge an den Rändern des Gebietes zeigen Böden auf Kalkstein, Tonmergel und Rotliegendem. Darüber hinaus finden sich östlich von Worms und Bingen auch noch die Flußablagerungen des Urrheins.
Die angebauten Rebsorten zeigen ein klares Übergewicht von zwei Drittel für den Weißwein. An erster Stelle steht Müller-Thurgau, der allerdings in den letzten 10 Jahren über 1000 ha Anbaufläche verloren hat. Ihm folgen Riesling und Silvaner, die auch historisch zu den wichtigsten Reben des Gebietes gehörten. Der Rückgang bei Müller-Thurgau wird durch die Zunahme beim Riesling nahezu ausgeglichen. Weitere wichtige weiße Reben sind Kerner, Grauer- und Weißer Burgunder, Scheurebe, Bacchus und Chardonnay.
Die roten Reben werden angeführt vom Dornfelder, der über 40 % der roten Rebfläche ausmacht. Danach folgen Blauer Portugieser und Spätburgunder. Die pilzwiderstandsfähige Rebsorte Regent hat sich mittlerweile schon auf Platz vier des Sortenspiegels vorgearbeitet. Daran werden sicher auch die Biowinzer erheblichen Anteil haben. Darüber hinaus sind noch St. Laurent und Merlot in ihrem Anbauumfang nennenswert.
Rheinhessen ist aufgrund der klimatischen Bedingungen sehr gut für den biologischen Weinanbau geeignet. Warme und vor allem trockene Bedingungen sind gute Voraussetzungen, um die Entwicklung von Pilzkrankheiten, die größten Feinde des Biowinzers, in Grenzen zu halten.
Sortenspiegel Rheinhessen | Fläche [ha] | Anteil [%] |
---|---|---|
Weißwein | 18.130 | 68,5 |
Riesling | 3.762 | 14,2 |
Müller-Thurgau | 4.320 | 16,3 |
Silvaner | 2.465 | 9,3 |
Kerner | 1.223 | 4,6 |
Grauburgunder | 1.156 | 4,4 |
Weißburgunder | 832 | 3,1 |
Scheurebe | 922 | 3,5 |
Bacchus | 792 | 3,0 |
Chardonnay | 403 | 1,5 |
sonstige weiß | 2.254 | 8,5 |
Rotwein | 8.304 | 31,5 |
Dornfelder | 3.444 | 13,0 |
Bl. Portugieser | 1.663 | 6,3 |
Spätburgunder | 1.341 | 5,1 |
Regent | 783 | 3,0 |
sonstige rot | 1.073 | 4,1 |
Gesamtfläche | 26.435 | 100,0 |
Ausgewählte rheinhessische Bioweinerzeuger:
Aushängeschild der rheinhessischen Wein- und Bioweinerzeugung ist sicherlich das Weingut Wittmann in Westhofen. Phillip Wittmann ist der Star der jungen, qualitätsorientierten Winzeravantgarde, der Rieslinge aber auch andere Weine von allerhöchster Qualität erzeugt. Das Weingut Wittmann wird schon mal als das beste Bioweingut Deutschlands bezeichnet. Wittmanns Riesling Morstein Großes Gewächs 2007 wurde von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zum Wein des Jahres 2008 gekürt. Aber auch die „einfachen“ Weine von Philip Wittmann, die Gutsweine, sind weit über dem Durchschnitt angesiedelt und sorgen für Geschmackserlebnisse, die einen anhaltenden Eindruck hinterlassen.
Weitere sehr gute Bioweingüter, die einen kompromißlosen Qualitätsanspruch in der Region dokumentieren, sind z.B. das Weingut Hemer oder das Demeter-Weingut Gustavshof. Aber auch das Naturland Weingut Seck erzeugt eine hervorragende Biowein-Qualität